ALLGEMEIN

Wie lang dauert es von der Nahrungsaufnahme bis zum Kotabsatz?

Okay, ich will mich diesmal kurz fassen & euch ein paar Infos rund um die Verdauung mit auf den Weg geben. Vielleicht versteht ihr dann die eurer Hunde (noch) besser.

Also, starten wir ganz vorn mit der Nahrungsaufnahme. Zuallererst möchte ich erwähnen, dass Hunde von Natur aus Schlingfresser sind. Die Zähne in ihrem Maul sind da um Beute zu reißen und Fleisch und Knochen - falls notwendig - noch etwas zu zerkleinern, bevor die Nahrung die Speiseröhre entlang in den Magen wandert. Die Speiseröhre ist, wie bei uns Menschen auch, ein unfassbar dehnbares Organ. Im "Ruhezustand" hat sie einen Durchmesser von ca. 3-4cm. Sie kann sich während der Fütterung auf bis zu 20cm weiten. 20 Zentimeter! Das ist doch irre! Deshalb braucht man auch erstmal keine Panik haben, wenn der eigene Hund große Brocken Fleisch verschlingt. Bei Knochen kann ich die Besorgnis eher verstehen, weil die recht hart & fest sein können. Wenn es dann nicht genug flutscht, dann kann das schonmal haken. Aber auch dafür hat sich die Natur den Reflux einfallen lassen, der zur Not das Ganze wieder hochwürgt.

Damit ihr auch wisst, was anatomisch als nächstes im Verdauungstrakt folgt, hier eine Grafik zum besseren Verständnis:

Das Futter wird nun durch Muskelkontraktion die Speiseröhre entlang Richtung Magen transportiert. Dort muss es allerdings noch an einem Pförtner vorbei, dem sog. "Magenpförtner" (Pylorus). Im Magen wird nämlich bereits Magensäure produziert, welche dann den Nahrungsbrei zersetzen soll. Und damit diese Säure bestenfalls nicht die Speiseröhre entlang aufsteigt, gibt es eben diesen Pförtner, der sich wie eine Klappe öffnet & schließt und als eine Art "Türsteher" den Nahrungsbrei durchlässt und die Magensäure dabei aber nicht rauslässt. Im Magen angekommen verweilt der Speisebrei dann - je nachdem was man füttert - circa 2-8h lang. Das ist auch der Grund, weshalb Hunde nach dem Fressen idealerweise ruhen sollten & eben nicht toben! Je stückiger oder schwerer verdaulich die Nahrung, umso länger bleibt sie auch im Magen, damit sie dort noch von den Verdauungssäften zersetzt werden kann. Nassfutter und gewolftes Fleisch rutschen i.d.R. schneller durch und verweilen kürzer im Magen, als stückige oder schwer verdauliche Futterbestandteile (z.B. Knochen). Morgens ist die Verdauung übrigens am aktivsten. Deshalb ist es ratsam Knochen & schwer Verdauliches eher morgens zu füttern. Das muss man aber nur beachten, wenn der Hund mit der abendlichen Fütterung von Knochen Probleme aufzeigt.

Als nächstes wird der nun schon ziemlich zersetzte Nahrungsbrei wieder durch Muskelkontraktion weiter Richtung Zwölffingerdarm transportiert. Dieser Darmabschnitt sorgt dafür, dass der sehr saure pH-Wert des Speisebreis etwas neutralisiert wird und von 1-2 wieder auf 5,5-7 steigt. Im Dünndarm findet schließlich eine der wichtigsten Aufgaben mit statt: Die Nährstoffaufnahme. In nur 1-2h Aufenthaltsdauer, wird jetzt hier auf Hochtouren gearbeitet und alles über die Darmschleimhaut in die Blutbahn aufgenommen, was geht. Die Resorption im Dünndarm ist die wichtigste im gesamten Organismus von Hunden. Zuletzt wird der Rest, der jetzt noch übrig ist, in den Dickdarm weiter transportiert und verweilt hier zwischen 18 und 24h. Der Dickdarm zerlegt im Einzelnen noch ein paar Proteine & Kohlenhydrate, seine Hauptaufgabe ist es jedoch, dem verdauten Brei das Wasser zu entziehen und einen möglichst festen Kot zu formen. Das Ergebnis ist also bestenfalls: Eine nicht zu feste, mittelbraune bis dunkelbraune Wurst, die sich gut aufheben lässt.

Insgesamt dauert die Verdaung normalerweise 24-36h.

So weit so gut die Theorie am gesunden Hund wohlbemerkt! Nun gibt es natürlich noch Faktoren, welche das Verdauungstempo beeinflussen. Das können sein:

  1. Kleine Hunde haben einen deutlich schnelleren Stoffwechsel, als die meisten großen Hunde. Sie setzen demnach auch oft häufiger Kot ab, als große Hunde.
  2. Die Kombination aus ballasstoffarmen und ballaststoffreichen Lebensmitteln ist hierbei ebenfalls entscheidend. Je höher der Anteil an tierischen Komponenten (Muskelfleisch, Innereien) in der Nahrung, umso ballaststoffärmer ist die Kost und umso langsamer ist die Verdauung.
  3. Ballaststoffreiche Kost wie z.B. Vollkorn, Gemüse, Obst, vegetarisches oder veganes Futter und Nassfutter mit einem hohen pflanzlichen Anteil flutscht meist schneller durch. Kleiner Tipp: Vergleicht mal eure Verdauung an Tagen, mit ballasstoffreicher Kost mit der von den Tagen, wo es vllt. mal Steak und Burger oder viel Süßkram gab.
  4. Wie bereits erwähnt passiert gewolftes Fleisch sowie breiige Nahrung (wie z.B. bei Nassfutter) schneller den Magen als stückiges Fleisch oder Trockenfutter und landet demnach auch schneller im Dünndarm.
  5. Bewegung & Aktivität haben natürlich auch ihren Einfluss. Ein Hund, der mehr bewegt wird, dessen Verdauung wird auch mehr angekurbelt.
  6. Hunde, die leicht reizbar sind & schnell gestresst sind, haben ebenfalls eine schnellere Verdauung. Das liegt daran, dass Sympatikus & Parasympatikus hier abwechselnd stark agieren bzw. reagieren. Hier kann es auch sein, dass die Verdauung keine feste Taktung hat sondern sich von jetzt auf gleich zeigt, jenachdem was für einen Auslöser es gab. Habt ihr schonmal beobachtet, dass viele Hunde z.B. nervös Kot absetzen, wenn sie vor der Hundeschule warten müssen?
  7. Nachts ist die Verdauung am langsamsten. Das ist auch oft der Grund, weshalb der erste Kot morgens bei vielen Hunde am besten aussieht.

Ihr könnt das Verdauungstempo eures Hundes übrigens ganz einfach selbst herausfinden: Es gibt Lebensmittel, die den Kot maßgeblich einfärben. Füttert ihr z.B. viele Karotten, dann färben diese den Kot orange ein. Füttert ihr Salat, Spinat oder Spirulina, dann färben diese Lebensmittel den Kot grün ein. Mit Roter Bete färbt sich der Kot dunkelrot ein, sodass so mancher schon dachte, dass der Hund Blut im Kot hat. Kartoffeln färben den Kot sehr hell/gelblich ein. Füttert ihr nun also morgens 9 Uhr ganz viel Karotten, dann schaut doch mal, wann sie als nächstes im Kot wieder sichtbar werden.

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