In meinen Ernährungsplänen für meine Kundenhunde empfehle ich die Fütterung von Eiern oder rohem Eigelb und gebe als Eselsbrücke gern "Sonntagsei" mit. Heißt dann also sie können ihren Hunden gern jeden Sonntag 1 Ei oder 2 servieren. Aber wie genau macht man es denn eigentlich richtig mit den Eiern? Gekocht füttern? Roh füttern? Nur das Eigelb füttern? Ich werde euch heute mein ganzes Know-how zum Thema "Ei für den Hund" mitgeben.
Ich fange mal ganz von vorn mit den Basics an:
Die Eierschale kann hier als eine natürliche Kalziumquelle dienen. Das Eiweiß sowie das Eigelb sind reich an Proteinen und verschiedenen B-Vitaminen. Spannend hierbei ist, dass das Eigelb cholesterinreich ist wohingegen das Eiweiß cholesterinarm ist. Doch das Eidotter besticht dann wiederum mit seinem hohen Gehalt an gesunden Omega-3-Fettsäuren und B-Vitaminen. Ihr seht also, im gesamten Ei stecken tolle Nährstoffe. Und die kann und sollte man sich auch zu Nutze machen. Falls ihr also selbst Eier esst oder Hühner haltet, welche zahlreiche Eier legen, könnt ihr die Eierschalen sammeln & selbst daraus Eierschalenmehl herstellen. Wie ihr das machst, hierzu eine Anleitung:
Aber Achtung, bei der Fütterung von Eierschalenmehl gibt es Einiges zu beachten und da fängt es dann schon an komplizierter zu werden:
Doch genug vom Eierschalenmehl, komme ich doch lieber zum spannenderen Part - dem Eiklar und dem Eidotter. Es finden sich viele unterschiedliche Aussagen dazu, was denn nun vom Ei gefüttert werden darf & was gesund davon ist und was nicht. Mal vorweg: Nichts vom Ei ist per se ungesund! Natürlich sollten Hunde mit einem hohen Cholesterinwert im Blut nicht noch cholsterinreiches Eigelb gefüttert bekommen bzw. nicht in hohem Maße. Ganz klar! Doch ein hoher Cholesterinwert ist mir bisher tatsächlich noch bei keinem Hund untergekommen. Solche Fälle gibt es also eher selten. Ein zu niedriger Cholesteringehalt hingegen ist gar nicht so selten. Diese Hunde profitieren folglich von der regelmäßigen Fütterung von Eiern.
Ich muss nochmal auf die nierenkranken Hunde zu sprechen kommen. Bei deren Ernährung muss, je nach Schweregrad der Erkrankung, der Gehalt an tierischen Purinen & Proteinen in der Nahrung reduziert werden. Sie profitieren von einer sehr hochwertigen, leicht verdaulichen Nahrung und benötigen zudem viel Energie. Dafür eignen sich Eier perfekt. Sie sind proteinreich, reich an den gesunden Omega-3-Fettsäuren, von denen jeder kranke (natürlich aber auch gesunde) Organismus profitieren kann & die Bioverfügbarkeit ist sehr hoch. Mit Eiern lässt sich super ein tierischer Anteil der Kost ersetzen ohne an wichtigen Nährstoffen einzubüßen oder an Kalorien sparen zu müssen. Generell profitieren fleischreduzierte Diäten von diesem Lebensmittel. Wie viele Eier letztendlich im Napf landen, ist abhängig von Größe & Gewicht des Hundes, seiner Verdauung, sowie der Verträglichkeit.
Auch der Zweck der Zufütterung von Eiern spielt hier eine wesentliche Rolle. Ich kenne Hunde, die haben nicht nur in Zeiten des Fellwechsels einen hohen Bedarf an B-Vitaminen und allen voran Vitamin B7 (Biotin). Biotin ist an super vielen Prozessen im Körper beteiligt. Es ist aber auch besonders wichtig für Fell, Haut & Krallen. Ein Biotinmangel kann sich gern mal in schlechter Haut bzw. schlechtem Fellzustand zeigen aber auch in Pigmentverlust. Es gibt Hunde, bei denen genau das eintritt, wenn sie nicht mind. 3 rohe Eigelb pro Woche gefüttert bekommen. Das kann v.a. langhaarige Rassen mit dichtem Fell sowie Rassen mit "Hautproblemen" betreffen. Da reichen Lachs- und Leinöl allein nicht aus.
Sehr gute Frage! Und jetzt wird es besonders amüsant: Es gibt Hunde, die kein Hühnerfleisch vertragen, dafür aber Eierschalenmehl ohne Probleme. Verrückt oder? Allerdings! Das liegt dann wohlmöglich an der veränderten Proteinstruktur. Nehme ich aber meinen Hund Tango als Beispiel, dann geht Huhn zum Beispiel als Fleischquelle überhaupt nicht klar & auch bei Eierschalenmehl fängt er sich an zu kratzen. Geflügel ist bei ihm per se total raus und zeigt sich eben dann auch beim Eierschalenmehl deutlich.
Es ist so: Rohes Eiklar enthält Avidin. Das ist ein basisches Glykoprotein. Rohes Eigelb enthält das wasserlösliche Biotin (Vitamin B7), das kennt ihr bereits. Füttert man das Ei nun komplett roh und Eiklar und Eigelb NICHT voneinander getrennt, dann geht das Avidin mit dem Biotin einen Komplex ein, der nicht resorbierbar ist. Heißt also: Das Biotin kann dann NICHT aufgenommen & verwertet werden. Das wäre wirklich schade um das gute Biotin - erst recht jetzt, wo wir wissen, wie wichtig und gut das für Hunde ist! Heißt also: Das Eigelb muss getrennt von Eiklar gefüttert werden.
Doch jetzt verrate ich dir noch was: Das Avidin ist nicht hitzebständig und wird beim Kochen komplett zerstört. Somit kann es diesen Komplex mit dem Biotin nicht mehr eingehen. Heißt also: Fütterst du nun ganze gekochte Eier, bleibt dir von dem Biotin noch etwas erhalten. Wieso nur etwas fragst du dich? Weil B-Vitamine hitzelabil sind, geht ein Teil des Biotingehalts beim Kochen verloren. Deswegen ist die rohe Fütterung von Eigelb quasi das Beste, was man aus dem Ei rausholen kann, wenn es um das Biotin geht. ABER: Da diese nicht jeder Hund verträgt, ist das Kochen von Eiern quasi der Kompromiss. Merke also:
So, damit hätten wir das schonmal geklärt. Komme ich nun noch zu den Mengen. Hier kann ich dir nur eine grobe Richtlinie mitgeben aus oben genannten Gründen. Möchte aber sagen: Nimm es nicht zu eng damit. Je mehr Eier gefüttert werden, umso mehr Proteine und Nährstoffe erhält der Hund. Das muss bei manchen Erkrankungen aber genauer berücksichtigt werden & sollte da nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Da sollte man schon darauf achten, wie oft Eier im Napf landen oder lieber nicht. Du kannst "vorsichtshalber" auch die Fleischmenge etwas reduzieren, wenn du mehrfach Eier füttern willst:
1 Ei der Größe M wiegt ca. 60-65g und enthält 7g Eiweiß sowie ca. 70kcal.
60-65g Rindermuskelfleisch enthalten ca. 13g Eiweiß und 65kcal.
Vermutlich stellst du dir nun auch die Frage: Wie ist das denn dann bei selbstgebackenen Leckerlis? Schließlich bietet sich Ei hier optimal als Bindemittel an. Auch hierzu sage ich: Ich sehe das alles halb so wild. Auf ein oder 2 Backmatten Leckerlis kommen i.d.R. 1-2 Eier, vielleicht auch mal 3. Doch das aufgeteilt auf die Menge, die dann in den nächsten teilweise Wochen gefüttert wird, sehe ich als vernachlässigbar. Zur groben Fütterungorientierung von Eiern habe ich eine Grafik erstellt. Hierbei geht es darum, Eier zusätzlich zu den normalen Rationen zu füttern, Sonderfutterpläne sind hier ausgenommen:
Ich hoffe ich konnte dir damit einen Überblick über das Ei-Thema verschaffen.