⏱️ 6 Min. Lesezeit
Veröffentlicht am 23.02.2025
Juckreiz ist ein weit verbreitetes Problem bei Hunden und hat in den letzten Jahren leider stark zugenommen. Viele Hunde leiden unter mehr oder weniger starkem Juckreiz, was nicht nur für sie selbst belastend ist, sondern auch für ihre Halter:innen enormen Stress bedeutet. Die möglichen Ursachen sind extrem vielfältig, und die Suche nach der genauen Quelle kann sich als echte Detektivarbeit erweisen. Sie ist oft langwierig, frustrierend und erfordert eine Menge Geduld. Doch eine ausführliche tierärztliche Diagnostik ist essenziell, um Hauterkrankungen oder Allergien sicher ein- bzw. auszuschließen. Nur auf Basis einer fundierten Diagnostik kann eine optimale Therapie entwickelt werden. Dazu gehören unter anderem Bluttests, eine ausführliche Anamnese sowie Probenentnahmen mittels Hautgeschabsel. Besonders wichtig ist es, eventuelle Sekundärinfektionen zu erkennen, die durch ständiges Kratzen oder Knabbern entstehen können.
Viele Hunde kratzen sich auffällig mehr, wenn sie gestresst sind. Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol, Adrenalin und Histamin. Vor allem letzteres kann wiederum Juckreiz auslösen oder verstärken. Das kann sowohl zu Hause als auch unterwegs auftreten. Hier sind aufmerksame Halter:innen gefragt: Es ist wichtig, den eigenen Hund genau zu beobachten und einzuschätzen, was für ihn oder sie Stress bedeutet.
Bei einer Flohspeichelallergie reagiert der Hund nicht auf die Flöhe selbst, sondern auf deren Speichel. Dafür ist nicht einmal ein sichtbarer Flohbefall nötig – ein einzelner Biss kann bereits ausreichen. Und das kann auch schnell mal auf der Hundewiese oder Gassirunde geschehen. Je nach Schweregrad der Allergie treten die Symptome unterschiedlich stark auf. Linderung kann durch juckreizlindernde Shampoos, die richtige Fellpflege, Naturheilkunde und gegebenenfalls auch Medikamente erzielt werden.
Wenn Juckreiz besonders stark auftritt, sobald der Hund draußen unterwegs ist, könnte eine Umweltallergie die Ursache sein. Je nach Allergieauslöser verschlimmern sich die Symptome meist in der Allergiesaison zwischen März und September. Neben Juckreiz können auch Hot Spots, entzündete Ohren, gereizte Zehenzwischenräume sowie tränende und juckende Augen ein Symptom sein. Auch Fell- und Hautveränderungen sind möglich.
Leider ist dies eine der häufigsten Ursachen für Juckreiz. Immer mehr Hunde reagieren allergisch auf diverse Lebensmittel – sowohl auf tierische als auch pflanzliche Proteine. Die einzige Möglichkeit, eine Futtermittelallergie sicher zu diagnostizieren, ist eine Ausschlussdiät. Dies erfordert viel Geduld, da es Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis Klarheit herrscht.
Es gibt zahlreiche Milbenarten, auf die Hunde reagieren können. Die Reaktion erfolgt meist auf den Milbenkot oder den Chitinpanzer abgestorbener Milben, die sich in der Umgebung ablagern – etwa auf Möbeln oder Textilien. Eine besondere Rolle spielen auch Futtermilben, die in trockenen Lebensmitteln wie Flocken oder Pulvern vorkommen. Diese Allergie erfordert viel Management und eine gezielte Fütterung.
Eine weitere Milbenerkrankung ist die Sarcoptes-Räude. Sie wird durch direkten oder indirekten Kontakt mit befallenen Tieren übertragen. Vor allem Wildtiere wie Füchse, Marder und Wölfe verbreiten diese Krankheit. Typisch ist ein besonders starker Juckreiz, vor allem an den Ohrspitzen und -rändern, den Außenseiten der Gliedmaßen sowie am Bauch.
Im Winter kann trockene Heizungsluft ein Auslöser für Juckreiz sein. Durch das Heizen wird die Luftfeuchtigkeit stark reduziert, wodurch auch die Haut schneller austrocknet. Das kann zu vermehrtem Juckreiz und sogar schuppiger Haut führen. Hier kann es helfen, die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zu erhöhen oder die Haut durch Öle wie Leinöl, Kokosöl oder Lachsöl zu unterstützen.
Manche Hunde reagieren allergisch auf Waschmittel oder Reinigungsmittel, die für Hundebetten, Decken oder den Boden verwendet werden. Typische betroffene Stellen sind der Bauch, Kopf und die Pfoten, da diese Körperregionen direkten Kontakt mit den allergieauslösenden Substanzen haben.
Während des Fellwechsels kann vermehrter Juckreiz auftreten – besonders bei Rassen mit dichtem oder drahtigem Fell. Hunde mit Kurzhaar können durch pieksende Haare zusätzlichen Juckreiz entwickeln. Lockiges oder stark wachsendes Fell, wie bei Pudeln und Doodles, neigt zudem zur Verfilzung, was die Hautzirkulation beeinträchtigen kann. Außerdem kann sich unter den Locken perfekt Schmutz ansammeln. Hier hilft nur regelmäßige Fellpflege mit Waschen, Bürsten und Scheren.
Eine mangelhafte Fütterung kann dazu führen, dass die Haut nicht ausreichend mit Feuchtigkeit, Fettsäuren, Biotin, Zink, Vitamin E, Vitamin A oder Selen versorgt wird. Zudem kann eine Dysbiose im Darm die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen, was sich wiederum auf die Haut auswirkt.
Die Leber ist das größte Entgiftungsorgan im Körper. Wenn sie überfordert oder krank ist, kann das unter anderem zu Juckreiz führen. Eine gründliche Diagnostik sowie eine Entgiftungskur oder leberfreundliche Fütterung können hier helfen.
Besonders im Sommer können Mückenstiche starken Juckreiz verursachen – vor allem bei Hunden mit wenig Fell. Spaziergänge in der Nähe von Gewässern sollten daher früh morgens oder spät abends vermieden werden. Denn dann sind die Mücken besonders aktiv.
Ein erhöhter Histaminspiegel tritt nicht nur bei Allergien auf, sondern kann auch durch ernstere Erkrankungen wie Tumore, Mastzelltumoren oder Lymphome bedingt sein. Auch wenn diese Ursachen selten sind, sollte man sie nicht völlig außer Acht lassen.
Unabhängig von der Ursache ist es wichtig, den Hund ganzheitlich zu unterstützen. Neben medikamentöser Behandlung können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
Juckreiz ist eine starke Belastung – für Hund und Halter:innen. Die Ursachen sind vielfältig, und oft erfordert es viel Geduld und Ausdauer, bis die richtige Behandlung gefunden wird. Doch mit einer umfassenden Diagnostik, einer ganzheitlichen Therapie und gezielter Pflege kann vielen betroffenen Hunden langfristig geholfen werden. Falls es schwerfällt, die genauen Auslöser zu identifizieren, kann ein Tagebuch über Symptome und mögliche Auslöser eine wertvolle Hilfe sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie mühsam die Suche sein kann – aber es lohnt sich!
🐾 Möchtest du keine Beiträge mehr verpassen? Hier zum Newsletter anmelden.
Ernährungsberaterin für Hunde
Seit 2019 unterstütze ich Menschen dabei, die Gesundheit ihres Hundes durch eine individuell abgestimmte Ernährung zu stärken.
Du möchtest wissen, wie eine Beratung abläuft und welche Angebote es gibt? Hier findest du alle Infos.