Auf vielen Social Media Kanälen wird das Thema „Body shaming“ stark diskutiert. Es wird darauf aufmerksam gemacht, dass negative Kommentare zum Äußeren einer Person einhergehen mit Diskriminierung, Mobbing und Demütigung. Ziel dieser Diskussionen ist der Wunsch nach einem respektvolleren Umgang miteinander.

Ich behaupte, dass man das Ganze auch direkt auf unsere Hunde übertragen sollte. Ich selbst bin Halterin eines spanischen Jagd-/Windhundes, der a) rassetypisch schon sehr drahtig gebaut ist und b) obendrein chronisch darmkrank ist. Die Gewichtszunahme bei ihm gestaltet sich als eher schwierig. Ich erfahre bei nahezu jeder Gassirunde kritische, skeptische, abwertende und fragende Blicke. Gekrönt werden zahlreiche Spaziergänge dann von (vermutlich nett gemeinten?) Kommentaren. Hier ein kleiner Auszug:
- „Bei dem sieht man ja die Rippen, wie bei ’ner Magersucht!“ (in mehreren Hinsichten feinfühlig….nicht.)
- „Der muss mal was essen!“
- „Also ich finde das ja nicht schön, wie der aussieht!“
- „Gehört der so dünn?“
- „Dünnes Frauchen, dünner Hund. Das geht doch so nicht.“
Was dabei nicht bedacht wird, ist, wie es mir als Hundehalterin damit geht. Ich kämpfe mich seit Jahren gemeinsam mit meinem Hund durch jeden Schub, jeder Unverträglichkeit, jede Allergie, jede Ausschlussdiät, Darmsanierung und Immunstärkung. Ich beziehe Kollegen mit ein, Tierärzte, bilde mich fort und halte jede Negativphase durch und versuche meinen Hund bestmöglichst zu unterstützen. Das ist nicht nur kostenintensiv, sondern erfordert emotionale und mentale Stärke.

Mir ist auch bewusst, dass sich viele Menschen so äußern, weil sie quasi „eine Stimme“ sein wollen für den Hund, meinen Hund, der nicht sprechen kann. Ein Wesen, das allein auf seine Besitzer angewiesen ist – mich – und das, was ich ihm zu Fressen gebe, was ich für seine Gesundheit tue, wie ich mich meinem Hund annehme. Klingt erstmal nobel, nicht wahr?
Falsch! Mich nerven solche Aussagen ungemein. Denn sie sind vorwurfsvoll, kritisierend, anklagend, fast ausnahmslos negativ gemeint. Und bedeuten gleichzeitig body shaming für meinen Hund. Vermutlich würde nicht einer dieser Personen, die mir so gegenüber treten, so auch einem zu dünnen, einem zu dicken, einem glatzköpfigen oder einem krummbeinigen Menschen gegenübertreten. (Warum sollte man das auch tun?!) Hinter jedem dicken, sowie dünnen Hund steckt eine Geschichte. Manchmal eine sehr intensive, lange Krankheitsgeschichte, manchmal eine schlechte Haltung. Wichtig dabei ist, wie man auf diese Halter zugeht, selbst wenn man den Verdacht hegt, dass es dem Hund dort nicht gut geht. Getreu dem Motto „Der Ton macht die Musik“.